Ein
bezeichnendes Licht auf die Schwierigkeiten jener Zeit wirft die Rede
des damaligen Ortsvereinsvorsitzenden von Offenburg bei einem
Kreisparteitag mit 100 Delegierten aus Villingen, Wolfach, Lahr, Kehl
und Offenburg. Das drängendste Problem waren für ihn nicht
ideologische Fragen, sondern die Alltagssorgen der Menschen: zu wenig
Nahrung, zu wenig Kleidung, zu wenig Wohnraum. Dies zu ändern war
sein wichtigstes Anliegen. Also sollten Arbeitsausschüsse für
Gemeindepolitik gegründet werden.
Natürlich sah er auch die
politische Dimension der Not. Ein Zitat aus seiner Rede: „Die
Gesamtnotlage auf wirtschaftlichem Gebiet gefährdet die Stellung
der Demokratie.“
Dieser Mann war Ludwig Dielenschneider, Stadtrat in
Offenburg und Schriftsetzermeister bei der Offenburger Druckerei Huber.
Und bei ihm ging damals Emil Falk, den wir heute für 60 Jahre
Mitgliedschaft in der SPD ehren, in die Lehre – in doppelter Hinsicht:
von ihm lernte er nicht nur das Handwerk, Ludwig Dielenschneider hat
den jungen Emil Falk auch für die Ideale der Sozialdemokratie –
Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität mit Schwächeren –
begeistert. An seinem Arbeitsplatz kam Emil Falk auch mit dem
sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten Friedrich Stephan aus
Freistett in Berührung und nicht zuletzt mit Lukas Müller.
Mit
besonderer Hochachtung hat Emil Falk immer von Lukas Müller
gesprochen, der schon 1948 sich mit Gleichgesinnten traf, um die
Gründung des SPD-Ortsvereins in Zell-Weierbach voranzutreiben. So
wurde schließlich Emil Falk eines der Gründungsmitglieder
unseres Ortsvereins. Er wollte – so hat er einmal gesagt – die
„Arbeiterpartei“ unterstützen, denn ihr traute er zu, die Not der
Arbeiter zu lindern und gerechtere Verhältnisse zu schaffen.
Bereits zwei Jahre später war Emil Falk Kassierer des Ortsvereins.
Das bedeutete damals noch, von Haus zu Haus zu gehen, um die
Beiträge bei den Mitgliedern abzuholen. 1965 kandidierte er
für den Gemeinderat der damals noch selbständigen Gemeinde
Zell-Weierbach, 1971 dann bei der ersten Ortschaftsratswahl nach der
Eingemeindung für den Ortschaftsrat.
60 Jahre hat nun Emil Falk
seiner, unserer Partei die Treue gehalten – 60 Jahre, die nicht immer
leicht waren. Wer kennt nicht die Momente, wo Entscheidungen getroffen
werden, bei denen man sich fragt, ob man sie noch mittragen kann!
Mancher tut dann seine momentane Verärgerung mit einem spontanen
Austritt kund. Nicht so Emil Falk – und das, obwohl es für ihn als
einem „Roten“ im eher „schwarz“ geprägten Rebland nicht
immer leicht war, den Kopf hinzuhalten für etwas, was zumindest
nach Meinung der anderen politischen Gruppierungen „die Sozis mal
wieder falsch gemacht hatten“.
Lieber Emil, dafür möchte
ich dir heute im Namen unseres
Ortsvereins und auch ganz persönlich herzlich danken und
wünsche dir noch viele gute Jahre in unserer Gemeinschaft!